Die Historie der DAV-Sektion Miesbach

© DAV Miesbach
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Die Liebe der Miesbacher zu den schönen Seiten des Bergerlebens

Im Jahr 1858 kam der bayerische König Max II. auf seiner legendären Reise entlang der Alpen von Lindau nach Berchtesgaden auch durch den Markt Miesbach. Nach einer Bergtour über luftige Jägersteige auf den Wendelstein sagte der König beim Festschießen, Schuhplatteln und Brotzeitmachen: „In dieser Gegend lebt das frischeste und freudigste Volk im ganzen Gebirge. Hier wird aller Unfug am fleißigsten und mit einer gewissen Liebe kultiviert, so auch die schönen Seiten des Bergerlebens.“

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Gründung der Sektion Miesbach 1876

Die Geschichte des Deutschen Alpenvereins beginnt mit der Gründung der Sektion München am 9. Mai 1869. Dem Aufruf, weitere Sektionen zu gründen folgten zunächst hauptsächlich größere, bergferne Städte wie Leipzig, Berlin, Nürnberg. Erst ab 1876 übertrug sich das Interesse auch auf die alpennahen Gebiete. So erfolgte in Miesbach am 1. Juli 1876 eine Einladung an die „Freunde der Alpenwelt zur Besprechung und wünschenswerten Konstituierung einer Alpenvereins-Sektion“. Es waren hauptsächlich angesehene Honoratioren aus Miesbach, aber auch aus Hausham, Schliersee, Bayrischzell und Tegernsee, die dieser Einladung folgten und hier eine der 25 ältesten Sektionen im DAV gründeten. Ihr Einzugsgebiet umfasste das gesamte Bezirksamt Miesbach-Tegernsee und reichte von Kreuth bis ins Leitzachtal. Es sollte noch 20 Jahre dauern, bis erstmals auch zwei Frauen in die Sektion aufgenommen wurden, darunter eine ortsbekannte Weinwirtin.

Aufgaben

In der Anfangszeit  war die Bereitstellung von Bergführern eine wichtige Aufgabe für die Sektionen. Das Bergsteigen war noch relativ neu. Es gab nur wenige, kaum bekannte, nicht markierte Pfade. Selbst für die Begehung der niedrigen Vorberge waren Bergführer erforderlich. Für die Sektion Miesbach stellte das eine große Herausforderung dar, erfreuten sich doch die Berge in dieser Gegend schon damals bei den Münchnern großer Beliebtheit.

Die Miesbacher Sektion trug durch Wegebau und Markierungsarbeiten wesentlich zur Erschließung der heimatlichen Bergwelt bei. Nach dem 1. Weltkrieg umfasste das Arbeitsgebiet der Sektion die Bereiche Trainsjoch und hinteres Sonnwendjoch. Inzwischen wurde es ausschließlich auf das Trainsjoch reduziert.

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Hütten

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1920 wurde eine Skiabteilung gegründet und das „Brettlrutschen“ zunächst am heimischen Stadlberg ausprobiert. Bald aber schon gehörten die Miesbacher zu den Pionieren des Skisports am Spitzingsee. Es war damals erheblich beschwerlicher, zum Spitzingsee zu kommen als heute, und deshalb erwuchs schon bald der Wunsch nach geeigneten Stützpunkten. Man fand sie 1921 mit der Schönfeldalm im Taubensteingebiet  und mit der Grünseehütte unterhalb des Roßkopfgipfels. Die rasanten Abfahrten am Roßkopf stellten eine besondere Herausforderung dar, insbesondere mit der damaligen Ausrüstung. Die Schönfeldalm wurde jedoch schon ab 1929 ganzjährig als Gaststätte genutzt und stand somit nicht mehr als Stützpunkt zur Verfügung. Der Besitzer des Guts Wallenburg, zu dem auch die Grünseehütte gehörte, hatte jüdische Vorfahren und musste die Hütte 1934 an die Nazis abtreten.

Bereits im Dezember 1931 nahmen die Pläne, eine eigene Sektionshütte zu errichten, konkrete Formen an. Schließlich gelang es, sich mit dem Forstamt Schliersee auf einen Pachtvertrag für ein Grundstück am Ufer des Spitzingsees zu einigen. In der Hauptversammlung am 22. Januar 1934 wurde der Hüttenbau beschlossen und bereits am 2. September desselben Jahres konnte die Einweihung der “Miesbacher Hütte“ gefeiert werden. Leider war die ungetrübte Freude vieler Sektionsmitglieder, die mit großem Arbeitseinsatz den Bau ermöglichten hatten, nur von kurzer Dauer. Einige von ihnen wurden bereits vor Kriegsbeginn zum Militärdienst eingezogen, andere mit Kriegsbeginn 1939. Das Hüttenbuch der Kriegszeit enthält rührende Einträge von Soldaten, die ihre wenigen Tage des Heimaturlaubs auf der Hütte genossen, bevor sie wieder zurück an die Front mussten. So mancher ohne Wiederkehr!

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Wegen der Verbesserung der Verkehrsanbindung verlor die Miesbacher Hütte nach dem 2. Weltkrieg zusehends ihren Stützpunktcharakter. Als Treffpunkt für Jung und Alt erfreute sie sich aber die Selbstversorgerhütte  weiterhin großer Beliebtheit, obwohl die sanitären Anlagen längst nicht mehr zeitgemäß waren. Das änderte sich erst um 1990 mit der Verlegung einer Abwasserleitung  am Seegrund und dem etwas späteren Anschluss an die Wasserversorgung der Gemeinde Schliersee. In diesem Zug wurde die Hütte durch einen Sanitärtrakt mit mehreren Waschplätzen und einer Dusche erweitert. Dadurch erhöhte sich die Attraktivität der Hütte mit ihrer wunderschönen Lage am Seeufer so sehr, dass inzwischen die Übernachtungstermine per Losentscheid vergeben werden müssen. In den letzten Jahren wurden Maßnahmen zur energetischen Sanierung vorgenommen, die noch nicht abgeschlossen sind.

Gipfelkreuz auf dem Trainsjoch

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs gab es erste Überlegungen, ein Bergkreuz zum Gedenken an die gefallenen Kameraden und alle verstorbenen Vereinsmitglieder zu errichten. Es bot sich der Gipfel des Trainsjochs an, der seit 1919 zum Aufgabengebiet der Sektion gehört. Erst ein tragischer Bergunfall, bei dem am 24. April 1960 ein Mitglied der Sektion zusammen mit seinem Rohrdorfer Bergkameraden am Kehlstein ums Leben kam, gab den konkreten Anstoß zur Umsetzung des Plans. Im August 1961 begannen die Vorbereitungsarbeiten auf dem Gipfel. Für den Materialtransport wurde ein Hubschrauber der Bundeswahr eingesetzt. Weil die deutsch-österreichische Grenze genau über den Gipfel des Trainsjochs verläuft, erwiesen sich die bürokratischen Hürden für die Genehmigung der Hubschrauberflüge als unerwartet hoch. Am 23. September 1961 brachte der Hubschrauber schließlich auch das schwere Eichenkreuz vom Nesslertal auf den Gipfel. Zur Einweihung am 22. Oktober 1961 stapften 123 Personen - Bayern und Tiroler -  durch den neu gefallenen Schnee und feierten mit dem Miesbacher Stadtpfarrer die erste Bergmesse auf dem Gipfel des Trainsjochs mit seinem traumhaften Ausblick auf das Bergpanorama. Seither findet jährlich ein Berggottesdienst statt, zunächst regelmäßig am Trainsjoch, seit einigen Jahren im Wechsel mit der Gunetzrhainerkapelle am Stadlberg bei Miesbach.

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Frühe Tourenberichte

Waren es in der Anfangszeit hauptsächlich die Gipfel vor der Haustüre, so trieb es die Miesbacher Bergsteiger und Skifahrer bald weiter in die Bergwelt hinaus, vor allem ins benachbarte Österreich. Die Tourenberichte von 1920 bis 1925 erzählen von Besteigungen im Ötztal, am Großglockner und am Großvenediger. Sehr beliebt waren die Kletterrouten im Wilden Kaiser. Schwierig dürfte jedoch die Anreise gewesen sein, mit der Eisenbahn, mit dem Bus, gelegentlich auch schon mit dem Motorrad oder gar mit einem Auto, sehr häufig aber mit dem Fahrrad. Es gibt Fotos von Sektionsmitgliedern, die mit dem Radl von Miesbach ins Ötztal fuhren, die Wildspitze und die Weißkugel bestiegen und nach einer Woche wieder zurück nach Miesbach radelten. Ohne Gangschaltung!